„Warum kann er sich nicht einfach mal zusammenreißen?“, fragte mich neulich eine Kundin.
Ich antwortete ihr: „Das Problem ist nicht, dass er nicht möchte – er kann gerade nicht!“
Sie machte große Augen. „Tina, wie meinst du das?“
Impulskontrolle ist keine Frage von Gehorsam, sondern von Gehirnleistung. Viele Hunde wirken ungehorsam, wenn sie in Wahrheit schlicht überfordert sind. In diesem Artikel erfährst du, warum das so ist – und was du tun kannst, damit dein Hund in aufregenden Momenten ruhiger und ansprechbarer wird. Für mehr Gelassenheit im Alltag – und weniger Frust auf beiden Seiten.

Inhalt
🧠 Impulskontrolle ist endlich – wie Wasser in einem Glas
Stell dir Impulskontrolle wie ein Wasserglas vor:
Am Morgen – nach einer ruhigen Nacht – ist das Glas voll.
Mit jedem Reiz, jedem kleinen „Zusammenreißen“, leert sich das Glas ein wenig. Beim ersten bellenden Hund bleibt noch genug übrig, um ruhig zu bleiben. Beim zweiten vielleicht auch. Aber dann kommt das Fahrrad, die Katze, das Kind auf dem Roller – und zack, das Glas ist leer. Es ist schlicht nichts mehr da, womit dein Hund sich regulieren könnte.
Und dann passiert das, was viele Menschen fälschlich als „ungehorsam“ oder „stur“ interpretieren. Dabei ist dein Hund in diesem Moment vor allem eines: überfordert.
🛠️ Die gute Nachricht: Das Glas kann wachsen
Impulskontrolle lässt sich trainieren. Nicht über Nacht – und auch nicht mit klassischen „Sitz-Platz-Bleib“-Konstruktionen, sondern über kluge, alltagsnahe Übungen, die für deinen Hund Sinn ergeben.
Je besser dein Hund sich regulieren kann, desto größer wird sein Wasserglas. Und je öfter ihr gemeinsam übt – fair, verständlich und mit echtem Bezug zu Alltagssituationen –, desto eher wird er auch in schwierigen Momenten ansprechbar bleiben.
🚫 Was du dir sparen kannst: unnötiges Aushalten
Bitte tu dir (und deinem Hund) einen Gefallen:
Vergiss Übungen, bei denen dein Hund stumpf „aushalten“ soll – ganz besonders beim Thema Fressen. Klar, er muss dich nicht bedrängen. Aber dieses klassische „Du wartest jetzt gefälligst vor dem Napf, bis ich das Kommando gebe!“ ist selten hilfreich – und meistens einfach nur frustrierend.
Stell dir vor, dein Partner kocht ein richtig gutes Essen. Der Duft liegt in der Luft, dein Magen knurrt, du willst loslegen – aber dann sagt er:
„Warte! Jetzt trainieren wir erst mal deine Impulskontrolle.“
Ehrlich… wie fühlt sich das an?
Anders wäre es doch, wenn er sagt:
„Warte bitte kurz – das Essen ist noch zu heiß und ich hole noch schnell die Soße.“
→ Das ist ein nachvollziehbarer Grund. Du kannst den Moment einordnen. Und genau das brauchen Hunde auch: Verständnisvolle Kommunikation statt stumpfer Kontrolle.für eine hundefreundliche Alternative.
✅ Sinnvolles Training statt Zwang – ein Beispiel
Impulskontrolle und Frustrationstoleranz sind nicht dasselbe, aber beides lässt sich trainieren. Besonders wirksam: Dummytraining und gezielte Übungen zur Jagdkontrolle.
Warum? Weil sie dem Hund eine logische Aufgabe geben. Ein Beispiel aus meinem Training mit meiner Hündin Tessa:
Vor vier Jahren haben wir damit begonnen, dass sie gelernt hat, sich kurz zurückzunehmen, damit ich den Futterdummy verstecken kann. Danach durfte sie sofort los – suchen, finden, Erfolg erleben.
Sie hat schnell verstanden:
„Aufgeregt sein bringt mich nicht schneller ans Ziel – konzentriert bleiben schon.“
Zuerst haben wir das in ruhiger Umgebung geübt. Dann kamen Schritt für Schritt die Situationen dazu, die sie früher in Stress versetzt haben: Wildgeruch, raschelnde Büsche, schnelle Bewegungen.
Je klarer die Struktur war, desto sicherer wurde sie. Heute ist Tessa keine Maschine – aber sie fragt, bevor sie entscheidet. Und das ist Gold wert.
💬 Fazit: Impulskontrolle ist ein Prozess – kein Knopfdruck
Wenn du jetzt denkst: „Puh, das klingt nach Arbeit…“
– ja, ist es. Aber es ist machbare, sinnvolle und sogar spaßige Arbeit.
Je besser du verstehst, warum dein Hund in gewissen Situationen „nicht kann“, desto weniger wirst du dich über sein Verhalten ärgern – und desto klarer kannst du ihm helfen, handlungsfähig zu bleiben.
Wenn du dir dabei Unterstützung wünschst, dann lies unbedingt auch den nächsten Blogartikel zum Thema Jagdkontrolle. Oder – noch besser – melde dich direkt für meinen Impulskontroll-Workshop oder das Jagdkontrolltraining an.
Denn:
🦴 Ein Hund, der sich zurücknehmen kann, trifft bessere Entscheidungen.
Und du auch.
📬 Lust, gemeinsam daran zu arbeiten? Schreib mir – ich helfe dir gern weiter.


Hundetrainerin im Raum Köln